GreenGrass – Innovative Nutzung des Grünlands im Landschaftsmaßstab
Dauergrünland nimmt in der EU mehr als 30% der landwirtschaftlichen Nutzfläche ein. In manchen Regionen ist es die dominierende Landnutzungsform und bildet die Basis der ökonomisch wichtigen Milchkuhhaltung. In anderen Regionen ist das Grünland eingestreut in eine ansonsten ackerbaulich genutzte Landschaft, die Tierhaltung ist eher extensiv. Die Entstehung der Vielfalt des Grünlandes steht in einem engen Zusammenhang mit der Aktivität von weidenden Tieren. Bereits vor der neolithischen Revolution schufen wildlebende Herbivoren eng verzahnte Landschaftsmosaike von Offenland- und Waldstrukturen. Mit der Domestikation Rauhfutter-fressender Nutztiere dehnte sich das Grünland weiter aus. Weidetiere erhöhen durch ihr Bewegungs- und Weideverhalten die klein räumige Heterogenität der Habitatstrukturen des Weidelandes und fördern so die Artenvielfalt.
Die Weidehaltung von Milchkühen und Fleischrindern ist grundsätzlich tiergerecht und wird von der Gesellschaft geschätzt. Es fördert das Wohlergehen und die Gesundheit der Tiere. Weidehaltung fördert aber auch die Vielgestaltigkeit und die zahlreichen Ökosystemfunktionen des Grünlands, z.B. Bereitstellung von Biomasse bzw. Futter, die Artenvielfalt, die biologische Schädlingskontrolle sowie den Schutz vor Bodenerosion. Moderne Nutztiersysteme sind aber hochgradig spezialisiert und intensiviert. In den zurückliegenden Jahrzehnten hat die Bedeutung des Grünlands für die Milch- und Fleischerzeugung abgenommen. Vor allem die hochleistenden Milchkühe werden heute überwiegend im Stall gehalten und mit Futter ernährt, das vom Acker stammt. Das verschärft die Konkurrenz um die Nutzung des Ackerlandes und erhöht das Risiko einer weiteren Landnutzungsintensivierung und dadurch bedingte zusätzliche Umweltbelastungen. Die Stallhaltung hat natürlich wichtige ökonomische Vorteile. Die kontrollierte Fütterung durch Silagen und ergänzende Futtermittel ermöglicht die Erzielung stetig hoher Milchleistungen. Weidehaltung ist keine Selbstverständlichkeit. Eine sachgerechte und effiziente Weidenutzung kann derzeit nur durch einen zeit- und kostenintensiven Management- und Zäunungsaufwand realisiert werden. Konventionelle Weidezäune sind starre Systeme. Für eine optimale Weidenutzung – mit kurzen Beweidungszeiten und schnellen Umtrieben zwischen den Weideflächen – sind diese nur schwer einsetzbar. Die seit Jahren fehlende, technologische Innovation im Zuge des smart farmings in der Weidewirtschaft, macht die Weidehaltung derzeit wenig konkurrenzfähig und attraktiv für Landwirte. Diese Entwicklung birgt das Risiko des weiteren Verlustes der Arten- und Strukturvielfalt des Grünlands, das in Europa ein wichtiges Refugium für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten in der Agrarlandschaft bildet.
Kühe zurück auf die Weide – mithilfe innovativer Technologien des Remote Sensings und des Virtual Herdings
Der Forschungsverbund GreenGrass, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms Agrarsysteme der Zukunft, will diesen Prozess durch die Entwicklung und Einführung neuer Technologien und Innovationen aufhalten und umkehren. Milchkühe und Fleischrinder sollen zurück auf die Weide, ihren Futterbedarf über frisches Gras decken und nicht im Stall mit maschinell verarbeiteten Silagen und ergänzenden Futtermitteln, die auf dem Acker produziert werden, und unter Einschränkung ihres Bewegungs- und Sozialverhaltens gehalten werden. Ziel ist es, die landwirtschaftliche Tierhaltung nachhaltig und tiergerechter zu gestalten und mit der Bereitstellung der Ökosystemleistungen des Grünlands zu harmonisieren. Durch die Entwicklung und Anpassung von smart farming Schlüsseltechnologien – Virtual Herding und Remote Sensing – werden innovative Weidesysteme entwickelt und auf ihre Realisierbarkeit, ihre ökonomische und ökologische Tragfähigkeit überprüft. Zur Erreichung dieses Ziels haben sich WissenschaftlerInnen von sieben deutschen Universitätsstandorten der Graslandforschung (Universität Göttingen), der Landschaftsökologie (Justus-Liebig Universität Gießen), der Fernerkundung (Humboldt-Universität Berlin und Universität zu Köln), der Informationstechnologie und Umweltökonomie (TU Cottbus), der landwirtschaftlichen Betriebswirtschaft (Universität Hohenheim), des Agrar- und Lebensmittelmarketings (Universität Kassel), und der Agrarpolitik (Humboldt Universität Berlin) mit Praxispartnern der Agrartechnik (die Firmen Texas Trading und horizont group) und dem Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen zu einem transformativen Verbund zusammengeschlossen. Uns zur Seite stehen darüber hinaus eine Vielzahl von strategischen Partnern aus der Landwirtschaft, des Naturschutzes, der verarbeitenden und vermarktenden Wirtschaft, und Veterinären, die uns im Innovationsprozess beraten und diesen aktiv mitgestalten (hier).
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Videoclip – GreenGrass – Innovative Nutzung des Grünlandes im Landschaftsmaßstab